Exklusiv: "Friedensbrücke"-Verein lieferte Granaten-Bauteile an die Front #10
In Zusammenarbeit mit der nationalistischen Bikergruppe "Nachtwölfe" liefert der Brandenburger Verein "Friedensbrücke" Material an russische Soldaten an der Front.
Liebe Leserinnen und Leser,
es liegt eine spannende Woche hinter uns mit sehr vielen Neuigkeiten und einer spannenden exklusive Geschichte für euch. Eigentlich hatte ich für euch schon eine weitere exklusive Geschichte zu einem möglichen Sanktionsverstoß vorbereitet, aber die muss jetzt bis nächste Woche warten.
Aus Platz- und Zeitgründen werde ich deshalb die vielen Nachrichten nur kurz vermelden und einordnen, um der Hauptgeschichte mehr Raum zu geben.
Inhalt:
🌉Wichtige Brücke bei Elsfleth: Waren es doch die Russen?
⚡️BSI-Chefin warnt vor Angriffen auf kleinere Energieanlagen
🚀Deutschland soll weitreichendere Waffen bekommen - Ukraine auch
🪖Kein Reservist unter dieser Nummer
👨⚖️Anklage gegen drei mutmaßliche Putin-Spione
☢️Russland will Atom-Silos ausbauen und Knauf mischt mit
🧨Exklusiv: "Friedensbrücke"-Verein lieferte Granaten-Bauteile an die Front
Sabotage
Wichtige Brücke bei Elsfleth: Waren es doch die Russen?
Für die Ukraine-Hilfe ist die Bahnbrücke bei Elsfleth über das Flüsschen Hunte, ein Nebenfluss der Weser, ein wichtiger Baustein. Die Bahnlinie führt zu den Weser-Häfen in Brake und Nordenham. In Brake stehen 38 riesige Silos. Der Hafen hat die höchsten Lagerkapazitäten für Getreide und Futtermittel in Europa und diese sind auch für den Getreideexport der Ukraine nicht ganz unwichtig. In Nordenham schlägt das US-Militär Munition für die Ukraine um. Nachdem im vergangen Jahr gleich zwei Mal die Hunte-Brücke massiv beschädigt wurde und ersetzt werden muss, fragen sich nun viele, ob das Sabotage war. In einem Artikel in der Welt (€), erschienen am Sonntag, hieß es: “An einen Zufall glaubt zumindest beim Landeskommando in Hannover niemand.”
Kann das sein, fragte ich mich. Eine einordnende Stimme, etwa von der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Oldenburg, fehlte in dem Artikel. Immerhin schrieb die Süddeutsche bereits im August vergangenen Jahres bereits, dass der Staatsschutz die beiden Kapitäne durchleuchtet hätte. Ein Vorsatz wurde damals ausgeschlossen.
Trotzdem habe ich noch bei Staatsanwaltschaft Oldenburg nachgehakt. Könnte ja sein, dass es neue Erkenntnisse gibt. Eine Sprecherin der Behörde teilte mir mit: “Die Staatsanwaltschaft hatte in den jeweils geführten Ermittlungsverfahren keine Anhaltspunkte für einen Sabotageverdacht. Ermittlungsverfahren sind hier ausschließlich wegen des Verdachts der Gefährdung des Schiffsverkehrs geführt worden.” Damit haben die Kapitäne, die aus Deutschland und den Niederlanden stammen, offenbar immerhin nicht vorsätzlich gehandelt. Diese Info hätte wahrscheinlich die Geschichte der Welt kaputt gemacht. Schade, denn das Thema Verteidigung der zivilen Infrastruktur ist viel zu ernst, um hier rumzuschwurbeln.
BSI-Chefin warnt vor Angriffen auf kleinere Energieanlagen
Die Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, warnt vor wachsenden Cyberrisiken für die Energieversorgung in Deutschland. Durch die Energiewende entstehen viele kleinere, dezentrale Anlagen wie Windparks, die oft schlechter geschützt seien als große Kraftwerke, meint Plattner. Zugleich schreite die Digitalisierung der Stromversorgung voran – beides erhöhe die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Plattner fordert daher stärkere Investitionen in die IT-Sicherheit. Deutschland sei wegen seiner wirtschaftlichen und geopolitischen Bedeutung gezielt im Visier von Staaten wie China, Russland, Nordkorea und Iran.
Verteidigung
Deutschland soll weitreichendere Waffen bekommen - Ukraine auch
Die Bundeswehr rüstet auf – und das nicht nur symbolisch. Generalinspekteur Carsten Breuer hat den Befehl gegeben: Bis 2029 soll Deutschlands Truppe deutlich schlagkräftiger gegen Bedrohungen aus der Luft werden. Drohnen, Raketen, Schwärme – was derzeit in der modernen Kriegsführung dominiert, soll künftig auch zum Arsenal der Bundeswehr gehören.
In seinem neuen Strategiepapier fordert Breuer eine rundum fitte Truppe: mehr Flugabwehr, präzisere Raketen mit über 500 Kilometern Reichweite (Stichwort: „Deep Precision Strikes“), mehr Munition auf Lager – und natürlich Kampfdrohnen. Auch die Cyberabwehr und nukleare Teilhabe stehen ganz oben auf der To-do-Liste.
Der politische Druck ist hoch: Verteidigungsminister Pistorius will die Truppe bis 2029 „kriegstüchtig“ machen. Denn ab dann – so die NATO – könnte Russland es ernst meinen. CDU-Politiker Röttgen warnt sogar vor einem früheren Zeitpunkt. Die Uhr tickt – und diesmal nicht nur auf dem Übungsplatz.
Dazu passt, dass Deutschland und die Ukraine zukünftig in diesem Bereich kooperieren wollen, wie Bundeskanzler Friedrich Merz und Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch in Berlin mitteilten. Die Ukraine hat das Know-how und Deutschland das Geld. Ein Gewinn für beide Seiten. Laut Selenskyj gehe es um bereits bestehende Systeme, an denen die ukrainischen Soldaten bereits ausgebildet seien. Welche das genau sind, sagte wurde nicht gesagt. "Die ersten dieser Systeme können in den ukrainischen Streitkräften bereits in wenigen Wochen zum Einsatz kommen", heißt es vom Bundesministerium für Verteidigung. Das könnte darauf hindeuten, dass die Ukraine Geld für Langstreckendrohnen bekommt. Hier ist die Produktion schnell skalierbar.
Kein Reservist unter dieser Nummer
Die Bundeswehr will ihre Reservekräfte massiv aufstocken – doch der Datenschutz funkt dazwischen. Laut Patrick Sensburg, Chef des Reservistenverbands, fehlen Kontakte zu rund einer Million potenzieller Reservisten, viele davon kampferprobt. „Wir haben ihre Kontakte verloren“, klagt Sensburg – ein absurdes Hindernis in Zeiten sicherheitspolitischer Anspannung.
Besonders bitter: Selbst 93.000 Veteranen des Afghanistan-Einsatzes dürfen nicht kontaktiert werden. Strenge Datenschutzregeln, historisch begründet, machen eine Reaktivierung ehemaliger Soldaten kompliziert. Dabei will Verteidigungsminister Pistorius bis 2029 nicht nur 200.000 aktive Soldaten, sondern auch 260.000 einsatzbereite Reservisten aufstellen – aktuell gibt es nur rund 60.000.
Ein neues freiwilliges Wehrdienstmodell soll helfen, reicht aber bei Weitem nicht aus. Sensburg kritisierte, dass andere Behörden wie der Rundfunkbeitragsservice Bürger problemlos finden könnten – sein Verband jedoch trotz bestehender Daten machtlos sei. Das Verteidigungsministerium kündigte immerhin an, die Regeln zu prüfen, um sie mit den sicherheitspolitischen Anforderungen besser in Einklang zu bringen.
Spionage
Anklage gegen drei mutmaßliche Putin-Spione
Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch Anklage gegen drei Männer aus der Ukraine, Armenien und Russland erhoben – wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit. Laut Ermittlungen sollen sie im Auftrag eines russischen Geheimdienstes versucht haben, einen ukrainischen Ex-Kämpfer in Frankfurt auszuspähen, der sich gegen Russland im Krieg engagiert hatte. Die Aktion sollte offenbar als Vorbereitung für weitere Schritte dienen – möglicherweise sogar ein Attentat. Dank eines Hinweises an die Polizei konnte die geplante Observation am 19. Juni 2024 verhindert werden. Die mutmaßlichen Agenten wurden noch am selben Tag festgenommen und sitzen seitdem in U-Haft.
Russland will Atom-Silos ausbauen und Knauf mischt mit
Ich vermerke diese Recherche des Spiegel (Geschenk-Link) und Danwatch mal unter Spionage, denn für Russland ist es ein großer Fail, dass westliche Medien einen SO tiefen Einblick in das russische Atomprogramm bekommen konnten. Gleichzeitig zeigt diese Meldung, wie das deutsche Unternehmen Knauf weiter in Russland aktiv ist und die Behörden deutsche (Knauf-)Produkte schätzen. Natürlich will Russland, dass die europäische Öffentlichkeit das irgendwie mitbekommt, dass er sein Arsenal ausbaut, aber dass wir quasi ALLES erfahren, war sicher nicht der Plan. Aber zum Glück ist in diesem Fall auf die Bürokratie hier Verlass, wo alles ausgeschrieben wird.
Gleichzeitig erfährt man in dem Artikel, dass ein Knauf-Werk in Belarus nun ehemals aus Deutschland importierte Knauf-Produkte für den russischen Markt produziert. Ein Abschied aus dem russischen Markt sieht anders aus. Trotzdem beteuert der Gips-Riese: der Verkauf des Unternehmens in Russland sei „recht weit fortgeschritten“.
Verschiedenes
Exklusiv: "Friedensbrücke"-Verein lieferte Granaten-Bauteile an die Front
Der Name “Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe” klingt nach humanitärer Hilfe und edlen Absichten. Doch schon länger war öffentlich bekannt, dass der Verein mit Sitz in Brandenburg auch andere Dinge von Moskau an die Front in der Ukraine liefert. Nun hat das Bundeskriminalamt am Dienstagmorgen zugeschlagen. Hausdurchsuchungen mit teil schwer bewaffneten Einsatzkräften im brandenburgischen Zernsdorf, einem Stadtteil von Königs Wusterhausen, sowie in den Orten Wandlitz und Höhenland. Beamte durchsuchten auch das Vereinbüro in Berlin-Friedrichshain am Franz-Mehring-Platz. Dort teilte sich der Verein im alten Gebäude des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland“ ein Büro mit einem Dachverband von DDR-Nostalgikern, berichtet der Tagesspiegel.
Laut der Zeitung geht es dem ermittelnden Generalbundesanwalt um den Vorwurf des Sammelns von Geldern und das Organisieren von Gütertransporten in die ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk. Seit 2015 bringt der Verein Güter in die von pro-russischen Kämpfern besetzten ukrainischen Regionen. Seit April 2024 stuft Deutschland die selbsternannten Volksrepubliken als Terrororganisationen ein. Auch dank engagierter Bürger, wie etwa der Twitter-Userin Polly aka. @nomnomcookieez, die bereits ausgiebig zu dem Verein recherchiert hat, ist bekannt, dass die Vorsitzende Liane K. u.a. mehrere Fässer Schmieröl für Kettenfahrzeuge lieferte und zahlreiche Verbindungen zu russischen Rechtsextremen hat. Das Medium The Insider griff ihre Recherche auf und lieferte weitere Beweise zu Dual-use-Gütern wie Satellitenkommunikation und Messinstrumenten für die Artillerie.
Seit vielen Monaten gibt die russische Organisation “Moskau-Donbass”, mit der sich die “Friedensbrücke” ein Lagerhaus teilt, in ihren Kanälen an, dass der deutsche Verein ihre Hilfslieferungen an russische Soldaten bezahlt. Meist sind es nur Kleidungsstücke oder Isomatten. Nach meinen Recherchen wurden jedoch Ende Dezember 2023 mehrere FPV-Drohnen an russische Einheiten geliefert, die in der Regel zum Töten von Gegnern eingesetzt werden.
Doch dabei bleibt es nicht. Sowohl K. selbst, als auch ihr Verein haben sehr wahrscheinlich Geld ausgegeben, um direkt Dinge für Waffen zu kaufen. Immer wieder taucht K. auch bei der nationalistischen russischen Biker-Gruppe “Nachtwölfe” auf, wo der Deutsche Sven Kuhn seit vielen Jahren aktiv ist. Zusammen mit Kuhn kaufte K. im September Schmieröle für Gewehre. Dazu kommentierte der Biker: “Heute waren Liane und ich einkaufen, um Reinigungsprodukte für das Hauptwerkzeug unserer Brüder bei NV Pyatnashka zu kaufen.” Die Brigade Pyatnashka hat u.a. eine Einheit die aus Nachtwölfen besteht bzw. von diesen unterstützt wird.

Doch damit nicht genug. Auch andere Einheiten werden von der “Friedensbrücke” beliefert. So etwa auch das mit vielen Rechtsextremen durchsetzte “Espanola”-Bataillon, auch 88. Brigade genannt.

Für die Kämpfer gab es laut der Sprecherin Kleidung, Medikamente, Süßigkeiten und “viele, viele andere Dinge”. Was damit gemeint war, ist unklar. Gleich mehrere Videos mit Espanola-Kämpfern liegen mir vor, die sich explizit für die Hilfe bei der “Friedensbrücke” bedanken.

Doch die Hilfe der “Friedensbrücke” und Liane K. beschränkt sich nicht nur auf die Espanola-Einheit. Auch andere Soldaten bedanken sich teils direkt aus ihren Stellungen an der Front mit Videos bei K. und ihren pro-russischen Freunden aus Deutschland.
Die wohl eindeutigste Unterstützung für die russischen Soldaten kam im März dieses Jahres. Nachtwolf-Biker Sven Kuhn teilte mit, dass der Verein aus Deutschland neben vielen Lebensmitteln auch Granaten-Abwurfsysteme für Mavic-Drohnen und Bauteile für Granaten an die Front bringt. Die Bauteile werden an kleinen, leichten Granaten befestigt, damit diese besser das Ziel treffen. Die Abwurfsysteme verwenden diese Granaten und mache zivile Mavic-Drohnen zu tödlichen Waffen. Eine genaue Anzahl an Granaten-Bauteilen wird nicht genannt, nur “viele”.

Die Unterstützung für die russische Armee scheint auch Putin mitbekommen zu haben. Am 23. April hat ihr der russische Präsident die russische Staatsbürgerschaft verliehen, teilte die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass mit.

Wirklich geschockt hat mich bei der Recherche vor allem, dass der deutsche Verein auch die Indoktrinierung von Kindern im Donbas aktiv fördert. Das Foto aus dem Sommer 2021 soll Waisen- und Pflegekinder zeigen, wie eine der Veranstalterinnen schreibt, die “bevorzugt” für solche Aktivitäten ausgewählt werden. Obwohl selbst aus russischer Sicht die Donbas-Republiken damals formal zur Ukraine gehörten, werden sie hier schon zu russischen Kindern erzogen und müssen fleißig russische Fähnchen schwenken.
Dass die Vereinsvorsitzende Liane K. keinerlei Berührungsängste mit Rechtsextremen aus Russland hat, ist bekannt. Doch auch mit (noch) AfD-Mitglied Olga Petersen scheint sie sich gut zu verstehen.

Bei einem Treffen Ende April 2025 machte die aus Hamburg mit ihren Kindern geflohene ehemalige AfD-Bürgerschaftsabgeordnete ein Selfie mit der angeblichen Kommunistin. Petersen bezeichnete K. sogar als “Antifaschistin und Gleichgesinnte”. In der Kommentarspalte des russischen Netzwerks VK bedankte sich K. bei Petersen und gab der AfD-Frau ein Herz und ein Küsschen zurück. Na wenn das die Kameraden bzw. Genossen erfahren …
Gegenüber der Zeit sagte Petersen diese Woche, dass sie gerne nach Deutschland zurückkehren und politisch aktiv bleiben würde, für die "deutsch-russischen Beziehungen".
Liane K. wird jedoch in Russland bleiben. Gegen sie liegt ein Haftbefehl vor, ebenso wie gegen ihren Klaus K., der ebenso in Putins Reich weilt.
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