Exklusiv: Pro-russische Paramilitärs auf geheimer Feier im Russischen Haus #8
Morddrohung unter russischer Nummer, pro-russische Aktivisten wollten auf das Brandenburger Tor, Europas erstes dual-use Unicorn kommt aus Deutschland
Liebe Leserinnen und Leser,
vergangene Woche Freitag war bereits der jährliche Höhepunkt der russischen Propaganda. Der 9. Mai ist der Tag, an dem sich Putin-Unterstützer noch ganz offensiv auf die Straße trauen und Russland und den Angriffskrieg feiern können — trotz Verboten. Aber nicht nur der 9. Mai war ein “Highlight”, es gibt auch viele weitere spannende Neuigkeiten aus den letzten Tagen.
Inhalt:
Stegner, Pofalla und Platzeck zu Gast bei russischen Freunden
Pro-russische Paramilitärs auf geheimer Feier im Russischen Haus
“Machen Sie Platz, da muss der Militärattaché stehen”
Polizei stoppt Propaganda-Aktion am Brandenburger Tor
Drei mutmaßliche pro-russische Saboteure gefasst
Morddrohung unter russischer Nummer
Europas erstes dual-use Einhorn kommt aus Deutschland
Politik
Stegner, Pofalla und Platzeck zu Gast bei russischen Freunden
Der von Putin und Schröder 2001 ins Leben gerufene und nach der russischen Invasion 2022 offiziell aufgelöste “Petersburger Dialog” lebt. Nicht in Russland oder Deutschland, sondern im aserbaidschanischen Baku. Nach Recherchen des ARD-Magazins Kontraste trafen sich dort im April 2025 zum dritten Mal einflussreiche deutsche und russische Vertreter. Mit dabei: Ralf Stegner, SPD-Bundestagsabgeordneter aus dem Geheimdienst-Kontrollgremium, der ehemalige Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) und der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck sowie auf russischer Seite u.a. Viktor Subkow, ehemaliger Ministerpräsident Russlands und seit 2008 Aufsichtsratsvorsitzender des Staatskonzerns Gazprom.
Während Platzeck und Pofalla aus dem politischen Tagesgeschäft raus sind und relativ wenig zu befürchten haben, könnte es eng werden für Stegner. Bislang sitzt die SPD das Thema aus. Fraktionschef Miersch sagte am Montag lediglich: “Ich war nicht über die Reise informiert. […] Es ist eine private Reise gewesen. Ich sage ganz grundsätzlich: Parlamentariern muss das zustehen. […] Insofern finde ich es nicht zufriedenstellend, dass Journalisten dann darüber berichten. Das müssen wir verändern. Und ich will sagen: Ich persönlich hätte unter diesen Umständen diese Reise nicht gemacht.” Ein Angriff gegen die Journalisten, statt ein Tadel für seinen Kollegen.
Es ist nun endlich an der Zeit, dass SPD und CDU ihre Russland-Verbindungen gründlich und kritisch aufarbeiten.
Propaganda
Pro-russische Paramilitärs auf geheimer Feier im Russischen Haus








Diese Veranstaltung wollte das Russische Haus geheim halten. Auf ihren offiziellen Social-Media-Kanälen ist keine Werbung zu finden. Man muss im Internet lange suchen, bis man etwas findet. Nur das “Unsterbliche Regiment”, das vom Umfeld der Russischen Botschaft organisiert wird, hat dazu wenige Tage vor dem 9. Mai eine Programmankündigung auf ihren Kanälen veröffentlicht. Über einen QR-Code konnte man sich dann registrieren.
Die Ukrainerin Olga Filipova hatte den Mut, undercover auf die Feier zu gehen. Mit 90 Fotos und Videos dokumentierte sie, was im Russischen Haus passiert ist. Alle Medien liegen mir vor – eine Auswahl seht ihr in der Slideshow. “Ich war nur am Anfang nervös, aber dann wurde ich supersauer”, schreibt Filipova mir.
Viele der von der Stadt Berlin im Treptower Park und im Tiergarten verbotenen Symbole sind zu sehen, Putin wird gehuldigt und den Einlass machen Kosaken. Dabei handelt es sich um Paramilitärs, registrierte Kosaken, die in Russland direkt dem Präsidenten unterstellt sind. In Putins Reich gibt es Hunderttausende von ihnen, aber auch in Deutschland gibt es mehrere Gruppen. Mal sind es nur alte Männer, die sich gerne die Uniformen aus folkloristischen Gründen anziehen, mal sind es ehemalige russische Spezialkräfte, die weiter Russland dienen wollen.
“Das ist keine Nostalgie. Das ist kein ‘kulturelles Gedächtnis’. Das ist Kriegspropaganda. Und es geschieht in einer Stadt, die für Frieden, Wahrheit und Demokratie stehen sollte”, schreibt Filipova auf Instagram. “Wenn Europa wirklich für Frieden und Demokratie eintreten will, muss es eine Grenze ziehen. Kriegspropaganda ist keine Meinungsfreiheit. Sie ist eine Erweiterung des Schlachtfeldes”, macht die Ukrainerin deutlich.

“Machen Sie Platz, da muss der Militärattaché stehen”
Alles scheint bis in das letzte Detail geplant zu sein. Wo welche Kränze stehen, wer wann Blumen niederlegen darf und natürlich die Ankunft des russischen Botschafters. Der 9. Mai ist inzwischen ein eingeübtes Propagandaritual der Russischen Botschaft in Berlin.
Wenn da die Presse auf dem falschen Platz steht, kann es auch mal Ärger geben. So geschehen am vergangen Freitag im Treptower Park in Berlin. Ich wollte mir das Highlight nicht entgehen lassen, habe meine schon etwas länger nicht mehr benutzte Spiegelreflexkamera eingepackt und bin zum Ehrenmal geradelt. Dort haben rund 7200 Sowjetsoldaten, darunter etwa 1500 aus der Ukraine und 500 aus Belarus, die beim Kampf um Berlin gefallen sind, ihre letzte Ruhe gefunden haben. Eigentlich ein riesiger Friedhof. Doch dieser wird seit einigen Jahren immer mehr zum Aufmarschplatz von Russland-Fans.
Nervös läuft ein Mitarbeiter der Russischen Botschaft vor dem Denkmal umher, dirigiert seine Leute. Ein Mann mit Glatze und Sonnenbrille bewacht das Denkmal. Insgesamt fällt auf: Die Dichte an Menschen mit Sonnenbrillen ist an diesem Morgen extrem hoch. Offenbar wollen viele nicht erkannt werden. Mitarbeiter der Botschaft kann man praktischerweise am Georgsband erkennen. Nur sie dürfen laut der Allgemeinverordnung der Stadt Berlin dieses pro-russische Symbol offiziell tragen.
Nun stehe ich vor dem Denkmal auf einem Sockel, von dem man gut Fotos von der Menschenmenge machen kann. Aufgeregt kommt ein weiterer Mann mit Sonnenbrille und Anzug auf mich zu, redet auf Russisch auf mich ein und bedrängt mich. Ich verstehe ihn, ignoriere ihn aber, denn von russischem Botschaftspersonal lasse ich mich garantiert nicht herumkommandieren oder gar schubsen. Das Denkmal gehört nicht Russland. Schließlich sagt einer: “Machen sie Platz, da muss der Militärattaché stehen.” Erst als der aufgeregte Mitarbeiter, der alles scheinbar koordinierte, mich sehr freundlich darum bat und auch tatsächlich das Wort “Bitte” sagte, suchte ich mir einen anderen Platz, um Fotos zu machen.
Etwas abseits vom Denkmal sind Stände aufgebaut. Die DKP steht mit einem riesigen Banner auf einem Platz, in ihrem Zelt hängt ein Transparent mit der Forderung “Frieden mit Russland - Raus aus der NATO”. Was das mit dem Gedenken an den Sieg über Nazideutschland zu tun hat, wissen wahrscheinlich nur die Kommunisten selbst. Auch andere Verwirrte, wie der Reichsbürger und ehemalige NPD-Mann Rüdiger Hoffmann, der bereits wegen versuchten Mordes (er verübte 1999 einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim) verurteilt wurde, hatten einen Stand. Gegenüber von ihm ein Stand der Deutsch-Russischen-Festtage, die auch um Spenden baten. Erst kürzlich hatte ein lokaler Berliner BSW-Politiker gefordert ein dt-rus. Volksfest in Berlin-Karlshorst wiederzubeleben. Ausgerichtet wurde es u.a. von diesem Verein. Das letzte Fest fand übrigens 2016 statt, da Gasprom nicht mehr sponserte.
Polizei stoppt Propaganda-Aktion am Brandenburger Tor
Am Donnerstagmorgen, dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, haben mehrere Aktivisten in Berlin versucht, eine politische Botschaft am Brandenburger Tor zu platzieren. Gegen 6:30 Uhr kletterten insgesamt acht Personen mit einer Leiter auf ein Nebengebäude des berühmten Wahrzeichens und wollten dort Banner und eine Fahne entrollen. Die Polizei schritt ein und forderte die Gruppe auf, das Gebäude zu verlassen – dem kamen die Aktivisten nach.
Laut Polizei deutet der Inhalt der Banner auf einen prorussischen Zusammenhang hin. Eines der Transparente trug die Aufschrift „Roter Frontkämpferbund – Wir kommen wieder“, berichtet t-online. Der Rote Frontkämpferbund war in der Weimarer Republik der paramilitärische Arm der KPD und lieferte sich in den 1920er- und frühen 30er-Jahren gewaltsame Auseinandersetzungen mit der nationalsozialistischen SA.
Die acht Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Ob ein längerer Gewahrsam angeordnet wird, prüft nun ein Gericht. Gegen die Beteiligten wurde ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet. Die Aktion fand am symbolträchtigen 9. Mai statt – einem Tag, der in Russland als „Tag des Sieges“ über den Nationalsozialismus gefeiert wird.
Sabotage
Drei mutmaßliche pro-russische Saboteure gefasst
Die Bundesanwaltschaft hat drei ukrainische Männer festnehmen lassen, die im Verdacht stehen, Sabotageakte im Auftrag russischer Stellen vorbereitet zu haben. Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung geht der entscheidende Hinweis auf einen ausländischen Nachrichtendienst zurück.
Im Zentrum der Ermittlungen steht ein GPS-Tracker, der sich in einem Testpaket befand und zu Vladyslav T. führte, der am 9. Mai in Köln festgenommen wurde. Zwei weitere Männer, Daniil B. und Yevhen B., wurden in Konstanz und in der Schweiz gefasst. Laut Generalbundesanwalt war ihr Ziel Pakete mit Spreng- oder Brandvorrichtungen aus Deutschland in die Ukraine zu verschicken – sodass diese sich während des Transports entzünden. Mögliche Ziele solcher Transporte könnten auch militärische Lieferungen für die Ukraine gewesen sein.
Vladyslav T. hatte laut Ermittlern bereits Ende März zwei Testpakete mit GPS-Trackern verschickt, um mögliche Transportwege auszukundschaften. Der Verdacht erhärtete sich, nachdem der Mann unter Beobachtung auffällig konspirativ agierte und schließlich in einem Gespräch mit Ermittlern angab, Geld erhalten und Instruktionen bekommen zu haben. Daraus ergaben sich Hinweise auf ein größeres Netzwerk – mutmaßlich mit Verbindungen nach Russland.
Die Bundesanwaltschaft sieht in dem Fall einen gezielten Sabotageversuch gegen deutsche Infrastruktur. Das Bundeskriminalamt ermittelt. Für alle drei Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
Morddrohung unter russischer Nummer
Der BILD-Journalist Julian Röpcke berichtet auf seinem Twitter/X-Kanal von einer eingestellten Anzeige wegen einer Morddrohung. Ein Nutzer schrieb ihm auf Instagram unter einen Post mit einem neuen Auto: “Aber wir werden es nicht vergessen. und eines Tages wirst du in dieses oder ein anderes Auto steigen und in Stücke gerissen werden.”
Die Berliner Polizei ermittelte daraufhin. Das Ergebnis einer Abfrage bei Meta, dem Betreiber von Instagram: Der Hetzaccount nutzte eine russische Nummer. Der Fall macht deutlich, wie von Russland aus der Hass gegenüber Journalisten in Deutschland geschürt wird. Unter Röpckes Twitter-Beitrag gab es neben einigen weiteren Hetznachrichten auch viel Zuspruch und Dankbarkeit für seine Arbeit.
Verteidigung
Europas erstes dual-use Einhorn kommt aus Deutschland
Die guten Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft waren in den vergangenen Jahren eher rar gesät. Seit der russischen Vollinvasion in der Ukraine 2022 läuft es immerhin in der Rüstungsindustrie richtig gut. Davon kann auch Quantum Systems aus Gilching bei München profitieren. Der Hersteller von zivilen und militärischen Drohnen hat nun verkündet, offiziell den Einhorn-Status erreicht zu haben, also als Startup mit mehr als 1 Mrd. Euro bewertet zu werden.
Neben amerikanischen Finanzinvestoren haben sich auch der deutsche Rüstungshersteller Hensoldt, Airbus und Porsche an der 160-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde beteiligt. Quantum Systems produziert vor allem Aufklärungsdrohnen an seinen Standorten in Bayern und in Kyjiw. Deutschland liefert monatlich Dutzende dieser Drohnen an die ukrainische Armee. Da macht es Sinn, auch gleich vor Ort einen Teil der Produktion und Entwicklung zu haben.
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Раз эта некая Ольга Филиппова такая ярая националистка-украинка, то и сидела бы плакала 9 Мая по Бандере, а не пробиралась к нам, как крыса. Вход был открыт для всех, как и всегда в Русском Доме. Никаких тайных вечеринок не было. В Бессмертном полку собираются все - украинцы, русские, белоруссы, узбеки, казахи, весь бывший Советский Союз - люди, которые чтят память своих родных и помнят 27 миллионов жизней, которые были отданы за мир, в том числе и в Европе. Никакой пропаганды в Русском Доме также не было. Там были и всегда находятся люди, уважающие культуру своего народа, память поколений. Это единственное место сосредоточения огромного количества образовательных программ для детей и взрослых, а также проведения культурных мероприятий. Хотя бы что-то умное и важное в центре Берлина, а не только глупый шопинг и кафе. Ценить нужно. Завидовать нехорошо!))